Die Idee für diesen Ausflug entstand während eines Hörbuch-Projekts im Rahmen des Deutsch-Sprachunterrichts.
Und so machten sich vier Teilnehmer aus Evas B2-Kurs und Petras Lesegruppe Ende August auf den Weg, einige der Original-Schauplätze aus dem Krimi zu erkunden.
Da ein Container-Terminal in der Kriminalgeschichte eine wichtige Rolle spielte, lag es natürlich nahe, eine Hafenrundfahrt als Schwerpunkt der Fahrt zu unternehmen. Das passte gut mit dem Förderprojekt zum Thema Wasser zusammen, bei dem es darum geht, den vielfältigen Nutzen von Wasser kennenzulernen.
Der Hamburger Hafen, der größte Seehafen Deutschlands, ist Teil eines weltumspannenden Handelsnetzes und gleichzeitig das größte Industriegebiet Nordeuropas. Was das bedeutet, konnten wir auf der einstündigen Hafenrundfahrt zwar nur erahnen, aber das große Staunen über die gigantischen Ausmaße der Hafenanlagen konnte man an den Gesichtern ablesen.
Von den Landungsbrücken ging es mit der „Seuten Deern“ zuerst in die alte Speicherstadt, dann an der Hafencity und der Elbphilharmonie vorbei in das heutige Nutzungsgebiet des Hafens.
Der Bootsführer sprach zwar Hochdeutsch (und kein Hamburger Platt), aber dennoch mussten wir MuttersprachlerInnen einige neue Vokabeln erklären: schaukeln und schunkeln, Westen und Westen, Tide und Tidenhub, Trockendock usw. Dagegen war das Fachvokabular auch für uns neu: wir hörten von TEUs und FEUs, von RORO- und LILO-Schiffen*. Im Hafengebiet gibt es mehr als 50 Umschlaganlagen, die für jede Güterart die passenden Umschlaganlagen bietet – für Container, für Schüttgut, Recyclinggüter oder Flüssiggüter u.a. gibt es eigene Spezialterminals, wie wir erfuhren.
Für unsere Gruppe waren die Containerterminals besonders interessant, denn dort spielte sich der spannendste Teil der Krimi-Handlung ab – mit einer wilden Verfolgungsjagd quer durch einen der vier Containerhafen. Beim Anblick selbst dieses nur kleinen Teils des 71 qkm großen Hafengebietes begannen wir zu begreifen, welche gigantische Logistik zum Betrieb des Hafens nötig ist.
Voll neuer Eindrücke auf dem Wasser sollte auch ein Blick unter Wasser nicht fehlen: also hinein in den alten St. Pauli-Elbtunnel, der 1911 eröffnet wurde und die Landungsbrücken mit dem Hafengebiet in Steinwerder verbindet. Für mehr als einen Gang bis zur Mitte reichte die Zeit nicht, aber die Ingenieurleistung und die riesigen Autoaufzüge beeindruckten schon. Die Verkehrsströme von heute könnte der alte Tunnel niemals bewältigen, auch der „neue“ Elbtunnel von 1975 ist immer wieder ein Staufaktor.
Ein Blick aus der Luft, vom Turm der St. Michaeliskirche, von den Hamburgern liebevoll „der Michel“ genannt, auf die Hafenanlagen, auf die Speicherstadt und das Zentrum von Hamburg durfte auf keinen Fall fehlen; denn hier hatte die spannende Geschichte ihren Ausgangspunkt: die Entführung des Michel-Turmbläsers.
Der Tag voller neuer Eindrücke klang an der Innenalster aus, in einem Cafè in Sichtweite des Hamburger Rathauses, dem prächtigen Sitz der Hamburger Bürgerschaft, die Reichtum und Macht ihrem Hafen verdankt. Und vielleicht sind die Eindrücke von dieser Weltstadt Hamburg durch die Vorbereitung mit der Lektüre intensiver, emotionaler und damit nachhaltiger.
Wir danken dem Integrationsfond der Stadt Lübeck für die Förderung!
* TEUs und FEUs = 20 und 40 Fuß-Standardcontainer; RORO = Roll on, Roll off; LILO = Lift on, Lift off