Alex ist heute 31 Jahre alt. Vor sieben Jahren, im Alter von 24, verließ er seine Heimat Iran – auf der Suche nach Sicherheit, Perspektive und einem Leben in Würde. Die politische und gesellschaftliche Lage in seinem Herkunftsland war für ihn zunehmend unerträglich geworden. Die Entscheidung zur Flucht fiel ihm nicht leicht, doch sie war unausweichlich.
Vor seiner Ausreise hatte Alex. bereits Berufserfahrung gesammelt: Neun Jahre lang arbeitete er als Kfz-Mechaniker. Eine formelle Bescheinigung über seine Ausbildung erhielt er allerdings nicht – ein Umstand, der ihm später die berufliche Anerkennung unmöglich machte. Anschließend diente er zweieinhalb Jahre in der iranischen Armee. Mit 24 Jahren traf er schließlich die schwerwiegende Entscheidung, sein Land zu verlassen – ohne zu wissen, was ihn erwarten würde.
Seine Reise führte ihn zunächst nach Griechenland, das für viele Geflüchtete nicht nur ein Transitland, sondern eine oft lange Zwischenstation ist. Drei Jahre lebte B. in der Stadt Kavala gemeinsam mit einem Cousin. Dort engagierte er sich ehrenamtlich als Dolmetscher für Farsi und Englisch
Ein Bekannter, den er in Griechenland wiedertraf, half ihm dabei, seinen Weg fortzusetzen. Deutschland war ursprünglich nicht sein Ziel – unter anderem, weil er kein Deutsch sprach. Schließlich kam er ein Flüchtlingslager nach Neumünster und nach etwa einenhalb Jahren nach Lübeck.
Alex verfolgte seinen Weg weiter. Er begann, sich selbstständig Deutsch beizubringen, zunächst über Onlinekurse, später auch durch einen A2-Sprachkurs in Lübeck. Sein Engagement zahlte sich aus: Er erhielt einen dualen Ausbildungsplatz als Maschinen- und Anlagenführer. Leider musste er diese Ausbildung nach einiger Zeit abbrechen – die Anforderungen der Berufsschule waren für ihn, insbesondere aufgrund der Sprachbarrieren, zu hoch.
Trotz dieses Rückschlags fand Alex einen neuen Weg: Über die Diakonie kam er in Kontakt mit unserem Verein, der gerade einen Fahrradverleih aufbaute.
Dort engagierte er sich ehrenamtlich und absolvierte ein Praktikum. In dieser Tätigkeit blühte er auf – nicht nur konnte er seine technischen Fähigkeiten beim Reparieren von Fahrrädern einbringen, sondern er lernte auch den Umgang mit Kunden, Rechnungsführung und organisatorische Abläufe kennen.
Durch seine Arbeit im Verein wurde Alex schließlich auf eine Stellenanzeige eines Fahrradladens aufmerksam. Er bewarb sich – erfolgreich. Seit über einem Jahr ist er nun im Cube Store Lübeck fest angestellt. Dort übernimmt er Kundenaufträge, führt Reparaturen durch und ist ein geschätztes Mitglied des Teams.
Inzwischen hat Alex vieles erreicht, was ihm vor sieben Jahren unerreichbar erschien. Über die Diakonie konnte er nach einem sogenannten „Probewohnen“ eine kleine Wohnung im Lübecker Stadtteil Moisling beziehen. Er verfügt mittlerweile über eine Beschäftigungsduldung– ein wichtiger Schritt, aber noch keine langfristige Sicherheit.
Alex ist dankbar für die Unterstützung, die er in Deutschland erhalten hat. Er sagt selbst, dieses Land habe ihm „ein Dach über dem Kopf und eine zweite Chance“ gegeben – und genau deshalb möchte er etwas zurückgeben. Einen großen Traum hat er: die Einbürgerung. Mit dem aktuellen Duldungsstatus kann er nicht reisen – und so hat er seine Familie seit nunmehr acht Jahren nicht mehr gesehen. Die Hoffnung, sie eines Tages wiederzusehen, gibt er dennoch nicht auf.
Er möchte sich bei der Bundeswehr engagieren, um aktiv zur Gesellschaft beizutragen. Parallel dazu setzt er sich weiterhin für andere ein, insbesondere für Landsleute: im iranischen Verein Toranj Kulturverein e.V., bei Veranstaltungen der SonntagsDialoge – überall, wo Hilfe gebraucht wird, ist er bereit anzupacken.


Alex` Geschichte ist ein eindrucksvolles Beispiel für Mut, Durchhaltevermögen und den unbedingten Willen, sich ein neues Leben aufzubauen – trotz aller Hindernisse. Wir wünschen ihm alles Gute auf dem weiteren Weg

